Die Teamchef-Woche begrüßt einen neuen freien Mitarbeiter. Unter dem Rubrum "Abseits!" wird Teamchef sanja123 allwöchentlich eine Kolumne verfassen, die sich allerhand bunten Themen rund um unser tolles Online-Spiel widmet - vordergründig, hintergründig, mit einem Augenzwinkern - und manchmal ganz und gar abseits gewärtigter Themen und Inhalte. Das leitende Motiv ist dabei eine launige Beförderung von Kurzweil und Spaß. Oder, wie es unser TC-Kollege terminator85 treffend ausdrückte: "DbdT ist und bleibt zuallererst ein Mittel, um uns unsere Freizeit freudig gestalten zu können." Das ist so wahr gesprochen, dass dem nichts hinzuzufügen ist.
Seit seiner Geburt besitzt jeder Mensch einen Namen, den ihm ein Anderer identitätsstiftend verlieh. Was aber passiert, wenn wir uns selbstmächtig eine Benennung unserer (virtuellen) Identität zuschustern? Eine analytische Stichprobe.
Die Onomastik ist eine interessante Wissenschaft, eine zwischen allen Stühlen, kann man sagen. Das liegt nicht etwa an ihrem zu vermutenden Gegenstand, der irgendwas mit hemmungsloser Selbstbefleckung zu tun haben könnte. Auch wenn das sicher verlockend wäre. Aber das solchermaßen fehlverstandene Polieren gewisser Körperteile ist entweder nur eine ordinäre Schlägerei, oder jemand schnäuzt tatsächlich den Kasper beziehungsweise erzieht seinen Pinocchio. Wissenschaft ist das dann noch lange nicht, auch wenn einer sie daraus macht. Nein, die Onomastik ist vielmehr eine Disziplin, die Herkunft und Zustandekommen verschiedentlicher Benamsungen untersucht. Und zwar auf allen Gebieten, wo irgendwas irgendwie heißt. Auch nicht schlecht.
Die onomastische Hinterfragung von Personen-Namen zum Beispiel bietet ein ganzes Füllhorn aufhellender Erkenntnisse. Was hat sich der Namensgeber, in der Regel die Eltern eines Kindes, bei seiner Wahl, sein Schrapsel lebenslang zu kennzeichnen, wohl gedacht? Manchmal offenbar nicht viel. Es kann sein, dass frischgebackene Eltern vor lauter Verzückung über die eigene Brut, die oft für die allerschönste Erscheinung seit Erfindung der Ästhetik gehalten wird, ihrem Frischling einen Namen verpassen, der alle Welt von der einmaligen Lieblichkeit des Balges unmissverständlich unterrichtet. Dann kommt sowas raus wie Romeo Schulze, Iphigenie Meier oder Belladonna Krause. Naturliebhaber, Vegetarier und alternative Ökos würden ihre Würfe vermutlich Erdmute Lehmann nennen, vielleicht auch Pimpernella Krüger oder Erdmann Schröder. Modern eingestellte Väter und Mütter greifen sicher zu solch kevinistischen Feinheiten wie Jacqeline-Chantalle Müller, Aphrodite-Cheyenne Schäfer oder Justin-Amadeus Parcival Hoffmann. Es geht aber noch besser. Der Entertainer Stefan Raab kam unlängst nicht umhin, die lyrische Schönheit eines Namens lauthals zu preisen, der seiner Trägerin bestimmt das ganze Leben lang, mindestens jedoch bis zur angeratenen Verehelichung nebst Übernahme des anderen Nachnamens - egal wie der lautet - unermessliche Freude bereiten wird: Lisa Loch. Da kann man nun wirklich nichts mehr machen.
Wie gesehen, eine Namenswahl lässt ziemlich tief blicken und erzählt Einiges über deren Urheber. Allein, der solcherart unfreiwillig Beschenkte kann so gar nichts dafür. Anders steht es um die selbsterwählten Zuschreibungen für die eigene Identität, die sich beispielsweise hier in unserem Teammanager erblicken lassen. Dafür kann der Urheber recht wohl etwas, und es ist zu vermuten, dass die Wesenhaftigkeit der oder des sich selbst Benamsenden eine Rolle spielt und ebenfalls etwas über die Persönlichkeit verrät. Was manchmal tatsächlich oben erwähnter Selbstbefleckung gleichkommen kann. Welche Vorliebe mag ein Sportsfreund haben, der seinen Verein "1. FC Anal" heißen lässt? Man kann das nur erahnen, über ein kulinarisches Faible hat er uns aber sicher nicht informiert. Sonst hieße die Truppe wahrscheinlich "Torpedo Erdbeere" oder "Sturm Hackepeter." Wobei, bei "Benfica Pflaume" hätte es womöglich auch Interpretationsspielräume gegeben. Mein geschätzter Liga-Kollege PaRtY-Fel1x verweist indes mit seinen Bezeichnungen wohl tatsächlich auf ein Wohlgefallen an geistig-belebenden Getränken: Die Mannschaft heißt "Banane-Genepi"; das ist keine spezielle Abart des gelben Früchtchens, sondern ein veritabler Rachentöter, vermutlich mit ebenjenem Fruchtaroma. Freudianische Untersuchungen, warum nun gerade die Banane und keine Kiwi, bleiben hier aussen vor. Der Spielführer vom "1. FC Hackedicht" scheint die Freude am gelegentlichen Suff zu teilen, ebenso wie der Begründer des Teams "11 Saufkompanen" (sic!), dem gleich noch ein ganz neues Wort eingefallen ist; der Duden kennt nur das Wort Kumpan. Ganz schön viele Trinker hier unterwegs, der kleine Lapsus mit dem falschen "u" ist hoffentlich noch keine Folge davon. Die überwiegende Mehrheit aller unserer Mitspieler zeigt ihre frönende Leidenschaft für den Rasensport als wichtigen Persönlichkeitsanteil hingegen an, indem sie eine Legion mannigfaltiger Fußball-Bezeichnungen, die sich oft am realen Vorbild orientieren, verwendet. Das ist zwar schön, für die Liturgie dieses Beitrages aber leider nicht wesentlich genug. Interessanter sind da schon namentliche Erwählungen wie die des Kameraden pumphose; auch der Einfall des oben zitierten Mitspielers, terminator85, darf als gelungen gelten: TC pumphose könnte beispielsweise unter anhaltender Flatulenz leiden und rückt damit ein weithin unbeachtetes und tabuisiertes Krankheitsbild in den Fokus unserer Wahrnehmung, was unbedingt löblich ist; TC terminator85 ist eventuell Liebhaber der österreichischen Bodybuilder-Szene und vermutlich im Jahr des Herren 1985 dem bergenden Schoße seiner Mutter entschlüpft, worüber wir uns alle nachdrücklich freuen. Falls es jemanden interessiert: Mein Teamname "Roter Stern" zeigt sowohl eine gewisse Gesinnung an als auch vielleicht die Färbung mancher beanspruchter Körperteile, weil ich auch nicht immer wusste, was Onomastik genau bedeutet, womit wir einen halbwegs ordentlichen Ringbau innerhalb dieses Artikels geschafft haben, weil wir wieder bei ebenjener Onomastik vom Eingang des Beitrages gelandet sind. Übrigens dachte ich, wie viele unserer Mitspieler katholischer Prägung, diese ominöse Onomastik macht nach dem tausendsten Mal blind.
Liebe Gemeinde, ich verbleibe wieder mit den besten Wünschen für Euch alle und wünsche jedem eine grandiose Woche! Bis zum nächsten Mal,
Euer sanja