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Die Kraft der Standardaufstellung

Immer wieder sieht man gute Mannschaften, die Spiele verlieren, "weil der Teamchef die Aufstellung vergessen hat". Muss das sein? Genau für diesen Fall wurde doch die sogenannte Standardaufstellung vorgesehen, die defaultmäßig zur Anwendung gelangt. Sie muss nur einmal ordentlich eingestellt werden, und schon hat man eine Sorge weniger.

Aber halt, die Standardaufstellung hat zwei schwerwiegende Nachteile. Weil die erweiterten Taktikeinstellungen nicht mitgespeichert werden, können hier erstens keine Formations- und Taktikwechsel nach Spielstand eingestellt werden, und zweitens kann man bei Spielerwechseln nicht bestimmen, welcher Spieler vom Feld gehen soll. Den sucht sich die Engine nach Skillstärke und Müdigkeit aus und leider nicht danach, ob die Taktiken des Spielers zu den nächsten Vierteln passen.

Damit könnte man meinen, die Standardaufstellung wäre nur für taktisch reinrassige Kader geeignet. Ganz so schlimm ist es aber auch nicht, wie ich im Folgenden zeigen werde. Ich tue dies anhand der Länderspiele von NÖ, dessen Landesteam ich interimistisch betreuen durfte.

In dieser Länderspielsaison habe ich mich damit beschäftigt, für NÖ eine Standardaufstellung zu definieren, die konkurrenzfähig ist. Der Grund war, dass ich das Amt an den nächsten Kandidaten weiterreichen wollte, nachdem der Saisonstart von meinem Vorgänger komplett verpatzt worden war und wir ohnehin keine Titelchancen mehr hatten. Einem aufstrebenden Teamchef etwas Länderspielpraxis zu verschaffen, war da noch die nützlichste Variante. Nachdem die von mir gewünschte Entlassung aber nicht zustandekam, musste ich dreimal hintereinander nicht aufstellen. Mein Ego legte hierzu erst einmal Widerspruch ein, denn drei Niederlagen in der persönlichen Statistik wollte es nicht sehen. Es galt also, dies so zu gestalten, dass dabei auch Punkte herausschauen.

Das Experiment ist dann außerordentlich gut gelungen. Meine Standardaufstellung hat dem Tabellenführer ein Remis abgerungen, den Dritten besiegt und zum Schluss gegen das Burgenland einen 11:0-Kantersieg gefeiert. Keine andere Mannschaft hat den Burgenländern so viele Tore geschossen. 

Also kann man sehen, dass die Standardaufstellung auch in Länderspielen, in denen Taktikvielfalt Trumpf ist, funktioniert. Nun zu den Details:

Im Länderbewerb spielen die guten Mannschaften typischerweise mit zwei starken Taktiken aus unterschiedlichen Ausrichtungen, weil die Trainerpunkte nicht auf Taktiken derselben Ausrichtung konzentriert werden dürfen. Das Grundmuster ist also A-A-B-B mit drei Spielerwechseln zur Pause. Zum Erweitern des taktischen Spielraums werden hin und wieder sogenannte Nuller-Taktiken dazukombiniert. Diese sind wegen der 0 Trainerpunkte schwach, können aber defensiv eingesetzt werden. Ein mögliches Muster ist dann 0-A-B-B, das zwar insgesamt taktisch schwächer ist als A-A-B-B, aber vielleicht genau durch ein frisches A im zweiten Viertel den Gegner auf dem falschen Fuß erwischt.

Jedenfalls sollen die Wechselspieler die nach den Wechseln geplanten Taktiken beherrschen, und natürlich gilt dasselbe auch für die durchspielenden Akteure.  Wie man das Ganze ansetzt, hängt im Wesentlichen vom zur Verfügung stehenden Kader ab. Schwächere Kader müssen auf die zweite Taktikausrichtung verzichten und die Standardaufstellung "reinrassig" definieren.

Im Falle von NÖ hatte ich das Glück, eine Startelf aufbieten zu können, die sowohl VSA als auch DS perfekt beherrscht. Der Nachteil dieser Aufstellung war die geringere Erfahrung, sodass eine frische Taktik des Gegners fast immer stärker gewesen wäre als unsere frische. Daher wählte ich das Schema AR-VSA-VSA-DS, um im 2. und im 4. angreifen zu können, wo viele Gegner ihre Taktikwiederholungen ansetzen. Der AR war eine Nullertaktik. Die Einwechselspieler kamen jeweils vor Beginn des 4. Viertels  (also im 3., wo sie aber taktisch keine Auswirkung mehr hatten) und mussten daher nur DS beherrschen.

Die nächste Frage war, welche Formation zu diesem Schema passen würde. Eine offensive Formation passt tendenziell besser, weil ja auch Tore erzielt werden sollen. 3-4-3 wäre aber gar zu anfällig für Gegentore gewesen, also setzte ich auf ein 3-5-2 mit einem möglichst fitten Mittelfeld, um weniger Angriffe zur schwachen Verteidigung durchkommen zu lassen. Dies hat dann sehr gut funktioniert, und der Nachteil der in manchen Vierteln unpassenden Formation konnte großteils kompensiert werden.

Für Länderspiele und Cupspiele ist die Standardaufstellung nach diesem Prinzip sehr gut anwendbar. Im Ligabetrieb kommt der Heimvorteil hinzu. Eine Standardaufstellung zu definieren, die Heimspiele sicher gewinnt und zudem auswärts hin und wieder punkten kann, ist ein Problem, mit dessen Lösung ich noch nicht dienen kann. Gerne nehme ich einen Artikel eines Gastautors entgegen, wenn jemand eine Lösung dazu hat.

 Alternativ können wir in die Wunschliste des dbdtDev schreiben, dass es bei den Klubs drei Standardaufstellungen geben soll: eine für Heimspiele, eine für Auswärtsspiele und eine für Cupspiele.