In diesem Kapitel möchte ich die Top Five meiner schönsten Tore und die Top Five meiner passiven Erinnerungen schildern. Denn ohne sie hätte ich längst den Glauben sowie den Spaß an der Sache verloren:
Tore:
Auf Platz 1 steht hier unübertroffen mein erstes Seitfallrückziehertor im Franz-Nemeth-Stadion, welches mehr oder weniger durch Zufall geschah. Franz hatte einen Eckball etwas zu hoch für mich angesetzt und ich wollte diesen Ball unbedingt noch erwischen. Der schnelle Sprung und der Blick des Goalies Michi, nachdem der Ball im Tor landete, all das sehe ich heute noch in Zeitlupe vor meinem geistigen Auge ablaufen und werde diesen Moment wohl nie vergessen.
Platz 2 nimmt ein Tor beim Training in der Halle vom MHSC ein. An diesem Tag habe ich herausgefunden, dass mich meine langjährige Freundin betrog. Eine Stunde später war Trainingsbeginn und ich dementsprechend wütend. Irgendwer hat mir den Ball zur Mittellinie gepasst und ich hämmerte ihn von der Mittellinie mit einer unglaublichen Wucht ins gegnerische Tor, vorbei an 5 gegnerische Spieler. Der Torwart hatte nicht einmal ansatzweise versucht, sich zu strecken, er war unhaltbar ins Kreuzeck geflogen. Auch hier war ein besonderer Moment der Stille und es waren alle Augen auf mich gerichtet. Ich wiederum freute mich nicht einmal über das Tor und ich habe seither nie wieder von dieser Entfernung mit solch einer Entschlossenheit ins Gehäuse getroffen.
Rang 3 nimmt ebenfalls ein Tor beim Training vom MHSC ein. Hier war ich bereits Mittelfeldspieler und bekam den Ball kurz vor dem gegnerischen Strafraum an der Außenlinie zugespielt. Ein Schuss an die Mauer ließ gleich 2 Verteidiger stehen und mit dem Drall des zurückspringenden Balles zog ich Richtung gegnerischem Tor ab. Auch dieser Schuss war damals unhaltbar gewesen und bedeutete das Ende des Trainingsmatches, weil es das Tor zum Sieg war.
Platz 4 nimmt das Freistoßtor beim Turnier in Wattens 2011 ein, das ich bereits in einem vorangegangenem Kapitel beschrieben habe. Ein direkter Treffer aus 20 Metern hatte mir den Ruf als „Freistoßspezialist“ eingebracht und ich durfte seither immer aussuchen, ob ich selbst schieße oder lieber jemand anderen versuchen lasse, was übrigens noch niemand nach mir zustande brachte und ich habe oft meine Mitspieler schießen lassen, wenn ich mir selbst unsicher war.
Den 5. Platz nimmt letztendlich das Tor in Bludenz ein, wo mir Maki den Ball mehr oder weniger unabsichtlich zuspielte, weil er im Ballbesitz gefoult wurde und der Schiedsrichter auf Vorteil entschied. Ich habe lange versucht, dem Fuler Andy ein Gurkerl zu schießen, hier war es endlich soweit. Dass er Goalie den Ball ebenfalls zwischen seine Füße bekam und der Ball in weiterer Folge im Tor war, war mehr oder weniger Zufall. Für mich war es aber eine wahnsinnige Genugtuung nach all den armseligen Versuchen, es endlich mal allen zu zeigen, dass es keinen allmächtigen Superstar im Fußballgewerbe gibt.
Zuseher:
Auf Rang 1 steht natürlich das epische Papin – Tor mit seinem Fallrückzieher, wie in vorangegangenem Kapitel beschrieben. Dieses Tor hat mich nachhaltig geprägt.
Auf Rang 2 liegt ein noch sehr junges Tor durch Terrence Boyd im Dress von Rapid. Bei seinem ersten Spiel gegen AS Roma im Hanappi setzte er einen Rückzieher an, den der Goalie noch parierte. Kaum war die Gefahr gebannt, startete Terrence einen 2. Versuch ebendieses Schusses und dieser landete letztendlich hinter der Linie des gegnerischen Gehäuses. Terrence wurde dadurch sehr schnell zum Publikumsliebling der Wiener. Dieses Tor habe ich vor Ort gesehen.
Platz 3 nimmt das Tor in der 98. Minute des Europa – League – Qualifikationsspieles (ebenfalls live vor Ort) in Wien ein. Die Grünen kämpften um das eine Tor, das den Aufstieg gegen Vojvodina Novi Sad bedeutete, wie verrückte. Die armen Serben waren nur mit Verteidigen beschäftigt. Sekunden vor dem Abpfiff wurden wir endlich belohnt und es ist unglaublich, welche Erleichterung das für mich und eigentlich ganz Österreich war. Dies war ein Spiel, wo ich mit Trainer, dessen Lebensgefährtin und meinem ehemaligen Kapitän Roman zu Ehren des Geburtstages unseres Trainers Michis besuchte und ich werde diese Erinnerung ewig in meinem Herzen tragen, hatten Roman und ich an diesem Abend vor den beiden einen Rap aufgesagt, welchen ich verfasst hatte. Der Sieg schenkte uns allen eine zusätzliche Freude.
Platz 4 geht an einen Verteidiger des MHSC, welcher mir damals den Ball vor seinem eigenen Tor abluchste und sofort in Richtung Tor schoss, quer über das gesamte Spielfeld. Ein unglaublicher Schuss führte zu einem sagenhaften Tor. Er stand neben mir und konnte sein Glück gar nicht fassen und wir alle waren wirklich verdutzt über diese Aktion.
Der 5. Platz zuletzt geht an das berühmte Freistoßtor von Roberto Carlos, welches mittlerweile ein Hit auf YouTube ist. Ein knallharter Schuss, wobei ich mich bis heute frage, wie ein Ball 3 Mal seine Flugbahn ändern kann, nur um dann im Tor zu landen.
Es gibt noch eine ganze weitere Serie von prägenden Erlebnissen rund um den Fußball (wie zum Beispiel unser Quartier beim Turnier in Wattens, welches eigentlich ein China – Restaurant mit einer eigenen Gogo – Bar im Keller war oder nach meinem ersten Stadionbesuch in Hütteldorf, welches mit einem Sieg endete. Die Siegesfeier in der U – Bahn fiel so heftig aus, dass der gesamte Wagon wackelte. Die Durchsage des Fahrers: „Liebe Rapid – Fans, ich freue mich auch auf den Sieg, aber bitte lassts mir den Zug net entgleisen!“ und so weiter....) aber wenn ich diese Erlebnisse alle schreiben würde, wäre ich wohl nach 300 Seiten noch immer nicht fertig mit dem Erzählen.