„Ein Hoch auf das, was uns vereint!“
Während ein schmissiger Hymnus anno 2014 die allumgreifende WM-Begeisterung für den realen Fußball einen Sommer lang abfeierte, haben wir, liebe Spielgemeinde, das ganze Jahr über Grund zu feiern.
Das wahre Leben ist manchmal wirklich nicht zu ertragen. Irgendwas ist immer. Entweder ist die Weltlage schief, was sie eigentlich immer schon war, oder die Rundfunkanstalten kübeln einem zur besten Sendezeit in konzertanter Aktion alles von Heidi Klum über Helene Fischer bis zum Bachelor (sprich:Bäddschelloh, ein Kulturbeitrag von RTL) direkt aus der Gosse des Boulevard in die heimische Fernseh-Stube. Oder der Nachbarshund bellt, auch zur besten Sendezeit, weil die Katze auf den Teppich pinkeln darf und er nicht. Oder das Kind isst seinen Pudding nicht, oder es juckt einfach nur irgendwo ganz unverschämt am Körper, indes das begehrte Weib unbedingt die Nägel feilen muss; in besagter heimischer Stube natürlich. Was soll man da machen?! Roger Willemsen seligen Angedenkens hatte wenigstens in Bezug auf Klums Heidi einen phänomenalen Abhilfe-Vorschlag: Er wollte aus dem Frettchen „mindestens sechs Sorten Scheiße rausprügeln“. Warum nur sechs?, fragt sich hier der verständige Mensch, und das zu Recht. Aus aktuellem Böhmermann-Anlass sei dem Zitat beigefügt, dass es sich dabei höchstwahrscheinlich um Satire handelt. Keine Satire hingegen wäre es – nur mal so zum Verständnis und als Beispiel – wenn irgendjemand, sagen wir der Autor dieser Zeilen, nachdrücklich behaupten würde, Frauenfußball sei ganz und gar entbehrlich, und überhaupt sollten die Weiber lieber synchronschwimmen, rhythmische Gymnastik betreiben oder höchstens Bauch-Beine-Po-Übungen abhalten. (Obwohl, davon haben die meisten ja schon genug, vielleicht sollten sie lieber Brust machen.) Jedenfalls interessiert sich niemand besonders für Viertliga-Fußball. Unterschied bemerkt? So geht es nämlich nicht!
Also, das Leben hat so seine Tücken. Und Fußball-Weltmeister (also beim richtigen Fußball, mit Männern und so, ähm...) kann man auch bloß aller Jubeljahre werden. Wie schön ist es da doch, liebe Gemeinde, wenn man den Unbilden der realen Welt entfliehen kann, um sich ausgiebig einem ganz besonderen Vergnügen hinzugeben; gemeint ist nicht die Masturbation, sondern unser ebenso befriedigender Fußball-Manager der allerersten Güte: Dbdt! Freilich vermischen sich manchmal die Ebenen der realen Welt mit der famosen Wirklichkeit unseres Algorithmus-Wunders. Ich zum Beispiel habe kürzlich aus Versehen ein Bügelbrett auf iibäih ersteigert. Wegen dbdt. Während ich auf den Ausgang einer Spielerauktion innerhalb unseres virtuellen Managers spechtete, was mittlerweile ein fester und lebensnotwendiger Bestandteil meines Daseins ist, informierte ich mich en passant und parallel über das Angebot an Haushaltswaren auf der Online-Plattform. Ganz entrückt habe ich dabei vergessen, wo unser Fußball-Manager aufhört und ebay anfängt. Zum Verständnis: Auf meinem Spielkonto in dbdt hatte ich ein paar Millionen auf der Naht; da kommt's mir auf einige Tausend bei Auktionen nicht so sehr an. Dumm nur, wenn sich diese Haltung unversehens auf eine „echte“ Auktion überträgt. Ich weiß bis heute nicht, warum ich überhaupt ein Gebot auf ein Plättbrett abgegeben habe, vielleicht gefiel mir der blaue Stoff, oder es hat wieder irgendwo gejuckt, so dass ich abgelenkt war. Über mein abgegebenes Gebot kam am Ende jedenfalls keiner. Vermutlich sind 2134 Euro einfach zuviel für ein Bügelbrett. Nun ja, ich nenne es seitdem mein Eigen. Es fügt sich auch ganz hübsch in meine Einrichtung und steht ziemlich kommod überall im Weg rum. Der einzige Wermutstropfen: Ich habe gar kein Bügeleisen, und ich habe überhaupt im ganzen Leben noch nie gebügelt. Also Hemden und sowas. Meine Mutter lebt nämlich noch und hat ihren Sohn ziemlich gerne. Aber nun, solche Kollateralschäden sind nicht weiter schlimm angesichts dessen, was unser schönes Fußball-Spiel uns allen bietet, gell? Zum Beispiel hat man jeden Montag und Donnerstag Nachmittag nie frei. Mittwochs und samstags eigentlich auch nicht. Dienstags und freitags, naja, da ist bloß Training, wenn gerade kein Cup ist. (Ich überlege gerade, wann ich eigentlich meinen kleinen Sohn gezeugt habe; vermutlich war das an einem Sonntag. Länder-Teamchef bin ich nämlich noch nie gewesen.) Überdies trifft man sehr viele interessante Leute, die man eben nicht treffen muss. Und man kann sich herrlich über alles aufregen, nur viel schöner als im echten Leben: Wenn ein Transfer scheiße war, ein geschätzter Mitspieler im Forum ein so schönes Deutsch schreibt, das man es für Polnisch mit Dialekt hält, die ersehnten und geforderten Neuerungen im Spiel auf einmal unverschämterweise durchgeführt werden, man nie den Credit-Jackpot gewinnt oder der Liga-Erste einen bescheuerten Alias-Namen hat. Und, und, und. Außerdem gibt es eine Zeitung, ganz für uns alleine, die ehrenamtlich und mit viel Aufwand und Geschick, Woche für Woche, für alle gemacht wird, die lesen können; von Leuten, die noch mehr Zeit haben als wir. Danke dafür!! Und jetzt mal im Ernst: Gäbe es dbdt nicht, hätten doch viele von uns gar nichts mehr im Leben, oder? Hier störts keinen, wenn man Pickel im Gesicht hat, nicht weiß, wie man einen Waschlappen bedient, gerne Knoblauch frisst oder schon von Hause aus beschissen aussieht. Hier haben wir uns alle lieb, manch Einer übt Deutsch in der Shoutbox, viele trainieren am Auktionsmarkt, wie man im echten Leben etwas ersteigert. Zum Beispiel Bügelbretter. Und über unser aller Community wacht Thomas der Dev (hier fehlt kein Komma, das muss so, wegen des formalen Titels; für alle, die besagterweise hier Deutsch lernen), damit wir uns nicht anfangen zu langweilen. Dabei ist er wie eine Mutti zu uns, die dem Kind manchmal aufs Popöchen klopft, damit jeder weiß, wo der Hammer liegt, wenn er drei bis vierzehn Accounts auf einmal bedienen will vor lauter Spielfreude; und er gibt uns die Medizin, die manchmal erst sauer schmeckt (für die geistig anderweitig Befindlichen: gemeint sind die notwendigen Neuerungen), worüber man sich zunächst aufregt, was wir schon als absolutes Plus des Spiels erörtert haben, aber letztlich alle genial finden. Die Mutti weiß eben, was gut ist für die Brut.
Nun, es ließe sich noch viel sagen, liebe Gemeinde. Weil es aber schon spät geworden ist, vertagen wir uns zunächst. Ich ende mit den herzlichsten Grüßen und wünsche allen eine fantastische Woche. Bis bald, liebe Gemeinde,
Euer sanja
(Weil Klugscheißen nicht notwendig ist, aber schön: Sanja ist der russische Diminutiv für Alexander. Ein Diminutiv ist eine Verniedlichung oder auch Koseform. Aber, nun husch ins Körbchen!)