Das erste Mal einen Ball in der Hand gehabt hatte ich schon als Baby. Bei einem Vater, der selbst in einem Hobbyverein kickte (wenn auch lange vor meiner Zeit), sowie bei 2 großen Brüdern war es kaum verwunderlich, dass ich mich von klein auf für das runde Leder interessierte. Ich hatte auch weitere Träume wie zum Beispiel Formel 1 Pilot, welche sich aber wahrlich als zu kostenaufwendig herausstellten, denn ich komme aus einer Familie mit bescheidenen Verhältnissen.
Auf der ehemaligen Kartbahn in Schwechat hatte ich zeitweise den Streckenrekord aufgestellt und war in meiner Jugend eigentlich so gut wie täglich dort, man kann das Ganze daher als Seitensprung vom Fußballtraum sehen (das Thema Fußball an sich beginnt ab dem nächsten Kapitel, aber keine Sorge, ein paar Anekdoten sind auch hier schon versteckt). Auch Outdoor auf der Speedworld in Bruck/Leitha hatte ich schon versucht. Mein Vater hatte damals einen Arbeitskollegen, der einen Sohn hatte, welcher wiederum bei der österreichischen Jugendkartmeisterschaft fuhr. Er ließ mich das Kart testen und sagte aber noch „Steig net zu oag aufs Gas, de Kistn geht fost 200“. Ich dachte mir: ist ja cool, Kartfahren kann ich, wird net so schwer sein. Dann hat mir der Fahrer noch gesagt „Wennst schon schnell fahren willst, pass auf, dass du niemals Gas und Bremse gleichzeitig drückst, sonst fliegst ab.“ Das kannte ich allerdings noch nicht, die Karts in Schwechat waren ja bekanntlich elektrobetrieben, hier gab es dieses Problem nicht.
Die erste Runde fuhr ich etwas langsamer, um die Strecke kennenzulernen. In der 2. Runde allerdings legte ich mich bereits ins Zeug. Die ersten Kurven waren leicht, dann die S-Kurve vor der langen Geraden voll nehmen um 180 km/h zu erreichen. Ich kann euch versichern: es ist ein Riesenunterschied, ob du mit dem Auto oder mit dem Kart 180 fährst, denn sitzt man im Auto geschützt und erheblich höher, ist man im Kart nur Millimeter von der Rennstrecke und nur mit Overall und Helm unterwegs. Das Rennfeeling war schlicht und einfach überwältigend. Überwältigend war auch die Erkenntnis, dass ich nach der langen Geraden zwar zuerst vom Gas ging, danach allerdings viel zu stark auf die Bremse vor der Haarnadelkurve stieg. Kenner des Rennsports würden sagen: geschieht dir Recht. Ich spürte das Heck mit solch einer Wucht ausbrechen und verursachte einen fürchterlichen Dreher bis weit über die Strecke hinaus. Alles was ich noch sah, war Staub, Rauch und schreiende Boxenleute. Ich glaube, ich bin erst mal 5 Minuten sitzen geblieben vor Schreck, wie schnell man doch einen Unfall baut und vor allem: wie schnell man dabei draufgehen kann. Das Leben am Limit mit Speed war ab diesem Zeitpunkt für mich abgeschlossen.
Heute, wenn ich mit dem Auto fahre, steige ich immer auf´s Gas. Allerdings nur so schnell wie es erlaubt ist. Mir geht es nicht um den Speed, sondern mehr um die Beschleunigung. Ein Suzuki Swift putzt einen 3er BMW mit Leichtigkeit von einer Ampel bis zur nächsten. Das imponiert mir. Mehr zu riskieren (wie manche Verrückte auf der Triester Straße in Wien) ist einfach dumm und zahlt sich überhaupt nicht aus.
Übrigens: für die Interessierten, welches Formel 1 Rennen ich als erstes gesehen habe: der Feuerunfall 1989 in Imola von Gerhard Berger. Erstes Argument von mir „der Lauda brennt“. Ich dachte wohl an eine Wiederholung im Fernsehen, dem war aber nicht so, das war alles live. Mein Vater und mein Bruder Niki (der übrigens im Jahre 1976 geboren wurde, im Jahr des eigentlichen Feuerunfall Laudas) sah man den Schock direkt an. Wie auch immer, Senna war mein absoluter Liebling und ist es bis heute noch. Am wenigsten mag ich den Schumacher, das hat er sich mit seinen vielen unnötigen Saisonfinalcrashes selbst versaut. Natürlich hat auch Senna das gemacht, allerdings geschickter als der Michael und er ist Brasilianer (an diesem Punkt oute ich mich als Brasilienfan, nicht zuletzt wegen der Selecao), des Weiteren war Ayrton Senna auch ein überaus sympathischer Kerl. Möge er in Frieden ruhen. Episch ist, dass er genau an der Stelle tödlich verunglückt ist (Tamburellokurve, Imola), wo auch Berger damals meine erste Erinnerung an die Formel 1 weckte. Und: der Schumi ist Deutscher. Ich bin kein Ausländerfeind oder dergleichen – ganz im Gegenteil (Vettel zum Beispiel ist ein supercooler Hund). Aber schon alleine der Gedanke an Cordoba oder die, was ich überhaupt nicht verstehe, Argumente, dass wir alle Deutsche sind, da wir alle deutsch sprechen, (ach ja? Sag mal „Oachkatzlschwoaf“ – und was bitte ist eine Konfitüre, meine lieben Marmeladinger) macht mich zum unausstehlichen (sagen wir spaßhalber) Deutschlandhasser, obwohl ich natürlich auch Freunde dort habe, die darüber zwar lachen, es aber auch respektieren. Ein berühmter deutscher Kabarettist (Stermann war das, glaube ich) hat einmal gesagt: „Ein Deutscher hat über den Österreicher keine Meinung. Der Österreicher über den Deutschen aber sehr wohl.“ Damit hatte er eindeutig Recht. Und keine Angst, ich werfe euch nicht alle in einem Topf, nur weil mir so manche von euch unsympathisch sind. Desweiteren gibt es auch viel mehr Österreicher, die ich absolut nicht leiden kann, puh, mehr als mir eigentlich lieb ist. Ich denke, es ist das „Bewundern des großen Deutschen Bruders“, was uns so patriotisch und/oder eifersüchtig oder dergleichen macht, aber zurück zum eigentlichen Thema dieses Buches.
Darum also der Fußball. Allerdings war der Ballsport weit vor dem Motorsport dran, von daher kann man kaum behaupten, dass es nur die Ersatzsportart war, die ich ausüben wollte. Es war mir einfach lieber, und ich hatte außerdem jede Menge Freunde mit denen ich kommunizieren und lachen konnte während dem Match und nicht nur davor und danach erst.